30.06.2021
Cornelia denkt
Cornelia denkt ...undoder fühlt... oder eher andersherum.....erst das Gefühl, dann der Versuch, das in Gedanken und Worte zu fassen. Ich habe schon einige Zeit das Gefühl, daß wir zunehmend in Parallelwelten leben.....in Welten unterschiedlicher Gefühle, Meinungen, Ansichten......und daß das Gespräch zwischen diesen Welten immer schwerer geworden ist....weil es - altbekanntes Problem, nur deutlicher - noch sehr schwer für uns ist, zuzuhören, uns einzufühlen, achtsam mit uns und dem Gegenüber zu sein. Der Wunsch, Recht zu haben, um uns sicher, zugehörig, wertvoll, bedeutsam, oder was auch immer, zu fühlen, weicht sehr langsam dem Wunsch, uns selbst genauso wichtig zu nehmen, wie das Gegenüber.....Bei mir führt das immer wieder zu einer schwierigen Grundstimmung, einem Wechsel zwischen einem hoffnungsvollen, positiven und einem beängstigend sorgenvollen Gefühl. Verunsicherung macht sich breit, auch z.B., weil "alte" "Ordnungen" - links, rechts, Freiheit, Sicherheit....- so völlig durcheinander gekommen sind......(obwohl ich in Anbetracht all dessen schon mal fühlen, und dann auch denken kann, daß das ganze "Durcheinander" ja auch die Chance zum Neustart im Positiven birgt..). Und nu? Was machen wir, was mache ich jetzt damit?
Heute Morgen beim Spaziergang in der Natur kam mir ein Gefühl einer möglichen Auflösung.....:
1. Wir sind Menschheitsfamilie.....alle. Alle sind, so wie sie sind, Teil dieser Familie. (Das geht gut.)
2. Auf dieser Ebene sollkanndarfwillmuß ich ALLE respektieren, akzeptieren.. so, wie sie sind. (Äh...hmmm....auch den, der da den Müll in die Natur wirft? Echt jetzt? Da geht es schon los mit der Herausforderung)
3. Auf dieser Ebene sollkann....usw. ich auch mich selber wertschätzen.....(Äh, ja, okay, aber...wenn ich z.B. nicht den A... in der Hose habe, um meine Meinung zu äußern, obwohl es wichtig wäre, dann auch?? Puh....nun...)
4. Ich fühle mich eine Ebene höher: Wir sind nicht nur Menschheitsfamilie, wir sind ALL-EINS. Also alle miteinander und mit allem, was lebt, verbunden. ...jedes einzelne Wesen hat seine Anteile, Ressourcen, Stärken, Schwächen, die es zum ALL-EINS beiträgt.
5. Liebe ist die Grundlage von Allem.
6. Wer genau bin ich dann, daß ich glaube, in dieser jetzigen Inkarnation die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, und zu wissen, was richtig ist? Was maße ich mir an, zu urteilen? Da fehlt mir doch vielleicht ein bißchen (;-)) die übergeordnete Perspektive?
7. Wenn ich so, wie ich bin, total okay bin, und alle anderen auch, weil wir alle Teil vom Großen Ganzen sind, dann kann ich doch meins weiter machen: meine Ansichten und Meinungen ausdrücken und leben, und mich weiter um positive Veränderungen bemühen. ..zugleich kann ich die Anderen auch so sein lassen, wie sie sind, weil das Große Ganze, das Universum, das ALL-EINS, Gott, den Überblick über alles hat, und schon weiß, was eser tut.....und wenn ich das nicht nur denken, sondern auch fühlen kann, dann bin ich entlastet, kann vertrauen und fühle mich aufgehoben...und erlebe auf der Ebene eine Aufhebung der Parallelwelten. ..ziemlich prima...
(ich geb mich dann mal an's Üben....)
09.08.2020
Persönlich: Verschiedenheit oder ein kleines bißchen Schizophrenie?
Ich mach mir ja immer wieder Gedanken....und gerade erlebe ich mich in seltsamer, anstrengend gespaltener Verfassung...und dann ist mir dazu etwas Spannendes in meiner Biographie aufgefallen.
Aber, von vorne, meine Verfassung:
Einerseits habe ich - mit immerhin schon 60 Jahren Lebenerfahrung in dieser Verkörperung - ein Bild (ups....s.u., Bild machen ;-) ) von der Welt, eine Meinung über mich, Vieles an mir mag ich auch...(so Manches auch nicht...)
Ich bin - das weiß ich oft gut zu verbergen - nicht besonders konfliktfähig. Ich werde gerne gemocht, und kann es nicht gut aushalten, wenn Menschen mich doof finden, mich nicht mögen...das macht dann schon auch mal massive Magenschmerzen...
Ich habe Techniken entwickelt, damit umzugehen....ich vermeide Konflikte, tummele mich da, wo ich mich sicher fühle (Menschen, Meinungen), ducke mich auch schon mal weg, wenn ich eigentlich zu meiner Meinung, Ansicht, zu meinem Vorgehen, stehen soll...richtig gut finde ich mich dann nicht, verstehen kann ich mich schon...
Lange Zeit ist mir das ganz gut gelungen. Ich hatte meine privaten Kontakte so gewählt, daß in vielen Bereichen Übereinstimmung herrscht...(das ist ja auch normal, daß Mensch so sein Privatleben einrichtet).. in der Familie geht das schon mal nicht so gut, aber, naja.....In meinem Beruf ist Einfühlung, Verstehen, Begleiten gefragt, da ist meine Meinung ja durch meinen Arbeitsauftrag unterrepräsentiert..also: kein Problem...
Und jetzt: jetzt ist "alles anders": die tiefe - meiner Meinung nach durch Angst und Suche nach Sicherheit hervorgerufene - Spaltung der Gesellschaft ist bis in meinen privaten Raum gedrungen....und ich beobachte mich dabei, wie verunsichert ich bin, und wie seltsam ich mich verhalte, und wie ich versuche, damit umzugehen....
Manchmal traue ich mich aus der Deckung, und beziehe Stellung...in einer stark polarisierten Welt, in der eine Meinung viel mehr als zuvor ein "Freundschafts-Ausschluß-Grund" geworden ist.....und das macht MIR totale Angst, daß Beziehung, Freundschaft, Liebe an Meinungen zerbrechen kann...dann ducke ich mich wieder weg...dann verlege ich mich auf das, was ich gelernt habe, und wo ich mich sicher fühle...und dann komme ich wieder mit etwas komplett aus der Deckung....puh, anstrengend, aber so ist das im Moment, ich kann halt auch nicht ganz still sein, irgendwie.... hab ich versucht.... scheinbare Eindeutigkeit geht auch nicht..
Und dann ist mir eingefallen, wie ich aufgewachsen bin, und diese biographischen Aspekte finde ich grad sehr spannend und sehr erhellend:
Unsere Eltern waren sehr jung, als sie zusammen kamen...und die Rahmenbedingungen (die äußeren ebenso, wie die inneren) zum Zeitpunkt der Eheschließung waren alles andere als einfach...
Sie waren sehr verschieden:
Unser Vater, ein liebevoller, kluger, verständnisvoller, durch und durch menschlicher Vater, Berufssoldat, mit einer tiefen Überzeugung in den Verteidigungsgedanken, und biographischer Erfahrung, daß dies notwendig ist. Seine herausragendste Eigenschaft ist vielleicht sein Verantwortungsbewußtsein für die Seinen.
Unsere Mutter, eine tapfere, kluge, gebildete Frau, gebunden in den gesellschaftlichen Zwängen der Zeit und der unmittelbaren Vorvergangeheit, mit viel freiheitlichen Gedanken und Ideen bei großer persönlicher Unsicherheit.
Ich erinnere die klare Aufforderung zum eigenständigen Denken durch beide Eltern...und die Förderung dessen....wir wurden alle 5 gleichermaßen (denke ich zumindest) gut unterstützt, die bestmögliche Aus-Bildung zu bekommen. Sich eine eigene Meinung bilden, und diese auch zu vertreten, war Prinzip...und wurde auch -soweit möglich- gelebt.
(Beispiel für die Möglichkeit eigenständigen Denkens: Zivildienst der Brüder, sowie meine Tätigkeit der Beratung von Kriegsdienstverweigerern.)
Vorgelebt wurden auch heftigste Auseinandersetzungen des Elternpaares über das Leben, Sichtweisen dazu, und die Berechtigung, so zu denken, zu sein.....ein gewisser Widerspruch zum Erziehungsprinzip...hier konnte ich sehen, daß Meinungen, Lebensweisen eine im Grunde liebevolle Beziehung (auch das war immer wieder zu sehen) massivst in Frage stellen können...
Mindestens genauso wichtig aber ist die Erfahrungen in meinen eigenen Beziehungen mit den Eltern:
Der Vater: ein sogenannter "Weg-Mann": beruflich viel unterwegs, stand im Grunde kaum zur Verfügung... das machte unsicher...wenn er da war, war es -meist- gut....
Die Mutter: aufgrund ihrer persönlichen -und biographisch völlig nachvollziehbaren- Unsicherheit sehr auf die Bestätigung der Umgebung angewiesen, lebte ein klares Prinzip: "Ihr dürft (sollt, müßt) alle eine eigene Meinung haben, die sich jedoch in wichtigen persönlichen Dingen nicht von meiner unterscheiden darf..." ..der erste Teil der Botschaft wurde offen gelebt, ausgesprochen, der zweite erfolgte subtil über Beziehungsabbruch und Liebesentzug bei Zuwiderhandlung...
Und da Beziehung ja nun mal überlebenswichtig ist, ist das ein Problem gewesen...
Zurück zum Heute:
Einerseits Meinung sagen, andererseits wegducken, Magenschmerzen bekommen....das erscheint nun, in dieser Zeit, in der ein Teil vom Schlimmsten, was ich mir vorstellen kann, passiert, noch nachvollziehbarer....ich werd mal meinen Therapeuten fragen, wie ich noch sicherer im Jetzt werden kann, damit ich gesünder zu mir stehen kann...
30.07.2020
Aktiv-Oma
Aktiv-Oma sein ist toll...ohne jedes wenn und aber....mein Enkel war ja nun eine Woche bei mir, und ich genieße das immer sehr. Wir können viel miteinander tun, und auch einfach miteinander sein...das ist schön. :-)
Und: ich bin ja schlau...ganz schön schlau....zumindest, wenn ich mit Anderen über das Leben spreche...in diesem Fall jetzt speziell gemeint, wenn ich mit anderen Erwachsenen über Umgang mit Kindern, pädagogische und (Entwicklungs-) psychologische Fallstricke spreche...
Und dann erlebe ich mich im Kontakt mit einem Kind, 10,5 Jahre alt (vor-)pubertär, also ein sogenanntes Pubertier...typische Situation für das Alter: Kind läuft mit langem Gesicht neben mir her, oder durch die Wohnung, oder gerne auch: sitzt mit langem Gesicht herum...Verschärfte Situation: noch müdes Kind liegt (natürlich mit langem Gesicht) mit dem Kopf auf dem Tisch, während ich alles für den gemeinsamen Tagesausflug vorbereite, und fragt, mit Blick auf die Uhr (sie zeigt 2 Minuten vor 8 Uhr) : "Oma, wollten wir nicht um 8 Uhr losfahren?"....
Während mir der Kamm schwillt, erinnere ich mich, daß Atmen fast immer hilft......das tue ich dann erst mal...um mir dann selber all die schlauen Sätze zu sagen, die ich den Anderen immer sage: "das ist normal....das Gehirn ist wegen Umbau geschlossen.....die Stimmungen sind normal...das ist NICHT, weil Du Dir nicht genug Mühe gibst...halt es einfach aus, das gibt sich von allein...wenn er mithelfen soll, sag es ihm halt...."
Uffz..ist das gut, daß ich mir oft zuhöre, wenn ich rede, und mir das dann für mich auch abrufen kann....
Gelingt nicht immer...auch mir ist in der Woche zwei Mal der Kragen geplatzt.....das tut mir dann leid, einerseits...andererseits denke ich aber auch, daß dem Kind kein Schaden geschieht, wenn es die Grenzen des Möglichen erlebt....
Und: es ist mit ihm besprechbar, ich kann ihm Situationen erklären, und ich denke, er versteht das oft auch....(dabei ist besonders gut ist, daß ich weiß, daß ein kurzes, knappes Nicken eines männlichen Wesens bedeutet: ja, habe ich verstanden, ist okay...weibliche Wesen wüden dann mehr sagen, möchten mehr hören..also, jetzt mal unzulässig verallgemeinert beschrieben...)...
18.07.2020
Neustart und Herausforderung
Ich freue mich, heute meinen ersten Eintrag schreiben zu können. Ich muß noch allerhand lernen hier, Bilder hochladen zum Beispiel (aber ich weiß, wer mir dabei hilft ;-) ), das kommt mit der Zeit. Und schreiben kann ich ja schon mal....
Eine bewegte und bewegende Zeit...in meinem Leben hab ich schon viel erlebt, viel Gutes, Belebendes, Schönes, Schwieriges, Anstrengendes, Trauriges, Lustiges.....das ganz normale Leben...dabei konnte ich mich meist ganz gut auf mich selbst und auf die um mich herum verlassen - auch wenn ich schon mal andere verlassen hab, mich verlassen gefühlt hab, und mich manchmal selber verlassen hab.
Die Welt war für mich ein nachvollziehbarer, verständlicher Ort...mit vielen guten und nicht so guten Anteilen. An den guten hab ich mich gefreut, die nicht so guten fand ich schwierig...und meist auch eine Herausforderung zur Weiterentwicklung undoder Handlung.
Irgendwie ist seit ein paar Wochen alles (?) anders, und das ist eine große Herausforderung für mich: die mir bekannten Ordnungen und Strukturen sind irgendwie durcheinander geraten: das erlebe ich auf vielen Ebenen, und das macht mir zu schaffen...und: siehe oben, zugleich ist es auch eine Herausforderung.
Ein Beispiel: Ich habe eine recht klare politische Haltung, die ich mal (in meinen Worten) mit humanistisch und links kurz beschreibe......plötzlich sah ich mich mit dem Vorwurf konfrontiert, rechts-braunes Gedankengut zu unterstützen...huch...
Ein anderes Beispiel: Ich habe erlebt, daß mit Hilfe einer guten Kommunikation viele Konflikte zu klären sind...und auf einmal geht das nicht mehr..zumindest öfter nicht...äh....hä?
Ein drittes Beispiel: ich konnte mein näheres Umfeld (Familie, Freund*innen) ganz gut einschätzen bezüglich ihrer Ansichten, Meinungen, Reaktionen....klappt nur noch bedingt....okay...
Ein viertes Beispiel: die Natur erscheint mir schon lange gebeutelt, dennoch hatte ich immer die Idee, daß es wieder gut wird, und konnte ohne Probleme das Schöne, Heile und Ganze sehen....da ich das Zweite nicht mehr immer glauben kann, wird mir Letzteres zunehmend schwer...oh je..
Das sind jetzt nur ein paar kleine Beispiele, und sie machen ganz viel mit mir:
einerseits Gefühle wie Traurigkeit, Enttäuschung, Hilflosigkeit, was dann in Resignation und Rückzug führt,
andererseits Gefühle wie Kraft, Hoffnung, Freude, Glück, was dann in tapfere Handlungen und mutige Neuanfänge führt...
Das kostet Kraft.....und gibt Kraft...
Ich bin gespannt, wie das weiter geht, und wie ich weiter (damit um-)gehe....