Verschiedenheit
Dieser Satz ist mir schon lange sehr wichtig...nun bin ich einfach Mensch und Frau, (und keine Theologin), und interpretiere den Satz auf meine Weise....:
Mir ein Bild zu machen, bedeutet Sicherheit...Sicherheit in meiner kleinen Welt, Sicherheit in meinem Blick auf die Welt, in meinem Umgang damit.....(s. dazu auch meinen Text "Neustart und Herausforderung" vom 18.7.2020)....und Sicherheit hat ja nun eine große Bedeutung für unseren Alltag.
Zugleich bedeutet es auch, mögliche Aspekte, die außerhalb meines Bildes liegen, zu übersehen...
Ich verstehe hier den Satz (der ja nicht umsonst eines der 10 Gebote ist, da hat der Moses -respektive Gott - sich schon was dabei gedacht) auf der Ebene des Umgangs der Menschen miteinander:
Im Kontakt zu anderen, zu meinen Mitmenschen, mir ein Bild zu machen, bedeutet: ich habe eine Vorstellung davon, wie der Andere ist...diese Vorstellung beruht auf verschiedenen Dingen:
- auf meinen persönlichen Erfahrungen mit der Anderen
- auf dem, was andere mir erzählen
- auf dem, was ich erwarte, wünsche
- auf dem, was ich für Erfahrungen mit Menschen gemacht habe...
- auf dem, was ich für Erfahrungen mit mir selber gemacht habe...
.....
Also: wenn ich mir ein Bild vom Gegenüber mache, entsteht das aus vielen verschiedenen Elementen...und nicht alle (die wenigsten?) haben mit dem Menschen selber zu tun.
Da sind ja vielleicht Fehler vorprogrammiert?
Und dann ist die spannende Frage, wie ich mich entscheide:
- entscheide ich mich für die Sicherheit: dann "weiß" ich, was ich von meinem Gegenüber zu erwarten habe, kann mich bewegen, ohne Angst vor großen Überraschungen oder Herausforderungen haben zu müssen..zumindest denke ich das...
- entscheide ich mich für die Offenheit, mit dem Risiko, manchmal zu staunen, und der Chance, manchmal zu staunen?
Ich persönlich versuche immer wieder, mich für die Offenheit zu entscheiden...und, nein, natürlich gelingt das oft nicht...ich habe Bilder im Kopf, Schubladen, die für diese Bilder vorgerichtet sind, da passen Menschen rein...meiner Sicherheit hilft es, vor allem die da hinein zu stopfen, die mir fremd, gefährlich, unangenehm...erscheinen...
Zugleich ist das in meiner persönlichen Moral falsch...und dann rappele ich mich, und versuche es mit offenem Herzen: ja, ich erlebe, sehe da etwas, was mir fremd ist, ich nicht verstehe...mich erschreckt, nervt...mich in Frage stellt....(ganz oder in Teilen)....was bedeutet das: was bedingt die Verhaltensweise meines Gegenüber´s? Welche Geschichte steckt dahinter (Berufskrankheit ;-) )? Und: was hat es mit mir zu tun? Ist das Erschrecken in mir bedingt? Welche Anteile in mir schwingen hier mit?
Nein, ich muß nicht jeden mögen...es muß auch nicht jede*r mich mögen (das auszuhalten, ist die entschieden schwierigere Aufgabe!)...und ich möchte jeden Tag auf´s Neue daran arbeiten, mein Herz offen zu halten für neue Erfahrungen, neue Erkenntnisse..und mich immer wieder daran erinnern, daß ein Bild vom Gegenüber zugleich auch eine Wertung mit sich bringt, die mir nicht zusteht...
Im Augenblick erscheint mir das besonders wichtig, ich sehe mich in eine Welt gestürzt, in der plötzlich (?) viel mehr gewertet, entwertet, gespalten wird...seit die Angst Einzug in vielen Herzen gehalten hat, bedarf es mehr Sicherheit....das Schreckliche daran ist für mich, daß ich diese Sicherheit für scheinbar und gefährlich halte...und folglich extrem schädlich....
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